Die sieben Irrtümer der Rentenversorgung
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Zu einer der Schwächen des menschlichen Verhaltens zählt es, sich erst Gedanken über ein Problem zu machen, sobald es imminent ist. Die Klimaerwärmung wäre so ein Beispiel. Auf individueller Ebene ist das Paradebeispiel für so ein Denken die Altersversorgung. Alles, was nicht in der näheren Zukunft liegt, scheint irrelevant für den Moment. Uns so schiebt sich die wichtige Entscheidung für das Alter vorzusorgen Jahr für Jahr nach hinten und das fast schon konsequente Ignorieren vieler Menschen über das Altern und die Altersversorgung hat zur Folge, dass sich gefährliche Irrtümer in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben, die eine richtige und sichere Altersversorgung verhindern.
Irrtum Nr. 1: Mit dem Renteneintritt hört die finanzielle Planung auf
Zu Rentenbeginn haben viele noch ein Drittel ihres Lebens vor sich. Wie das finanziell abgesichert ist, darüber macht man sich oft nur unzureichend Gedanken. Mit dem Ende des Berufslebens hören viele auf finanzielle Planungen anzustellen. Doch Berechnungen und Angebote von Banken und Versicherern reichen häufig nur bis zu einem Alter von 67 Jahren oder bis zur vereinbarten Kapitalauszahlung. Laut einer Untersuchung der SMC Schmidt Management Consulting AG erhalten mindestens 80 Prozent der Sparer, die jahrelang fleißig in eine Lebensversicherung eingezahlt haben, nach der Überweisung der Ablaufsumme keinerlei Beratung mehr von ihrer Versicherung.
Irrtum Nr. 2: Sinkende Kaufkraft
Viele Sparer würden ein garantiertes Kapital in Höhe von 100.000 Euro einer lebenslangen Rente von 350 Euro bevorzugen. Es scheint als würde Gier hier das menschliche Denken steuern. Denn für eine sicherere Absicherung im Alter birgt die Nominalgarantie die Gefahr der finanziellen Unterdeckung durch die Wirkung der Inflation. Nicht nur die Kaufkraft der Garantiesumme nach Ablauf der Ansparphase ist um einiges niedriger als zu Beginn des Sparvertrages, sondern auch die Kaufkraft der Renten sinkt von Jahr zu Jahr. Das Deutsche Institut für Rentenversorgung spricht von einer nominalen Illusion.
Irrtum Nr. 3: Stark sinkende Kaufkraft
Die Inflation scheint kein großes Thema zu sein. Doch Experten warnen, dass auf lange Sicht wieder mit einer Geldentwertung gerechnet werden muss. Ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung: bei zwei Prozent Inflation, das ist der Wert, den die Notenbank anpeilt, sinkt die künftige Kaufkraft von 1.000 Euro in 30 Jahren auf 552,07 Euro. Das Geld ist also nur noch die Hälfte wert. Für Sparer sollte die Inflation und die fallende Kaufkraft also Sorgenfaktor Nummer eins sein.
Irrtum Nr. 4: Als Rentner kommt man mit weniger aus
Zu glauben, dass sich die Grundversorgungskosten im Alter stark verkleinern ist ein Kardinalsfehler. Vielleicht fallen die Fahrtkosten zur Arbeit weg und die Ausgaben für die Versorgung von Enkeln sind geringer als die der eigenen Kinder. Doch dafür fallen an anderer Stelle Ausgaben an, die oft vergessen werden. Das Eigenheim wird marode, Gesundheitskosten steigen, Familienmitglieder werden pflegebedürftig – um nur einige der möglichen und beträchtlichen Kostenbelastungen zu nennen.
Irrtum Nr. 5: Im Alter zahlt man weniger Steuern
In Pension zahlt man weniger Steuern. Ein Irrtum, den viele in der Gestaltung ihrer Altersvorsorge begehen. Man zahlt zwar keine Einkommensteuer mehr, wodurch die Steuerbelastung stark reduziert wird, doch stellt die Besteuerung von Renteneinkommen immer noch eine große Belastung dar. Seit 2005 wird schrittweise die nachgelagerte Besteuerung der gesetzlichen Rente umgesetzt. Neurentner des vergangenen Jahres müssen bereits 70 Prozent ihrer gesetzlichen Rente versteuern. Betriebsrenten und auch Riesterrenten werden von jeher vollständig besteuert. Es wäre also sehr gefährlich zu behaupten, Steuern wären ein marginale Belastung im Alter.
Irrtum Nr. 6: Man selbst bleibt vom Schicksal verschont
Menschen denken ungern an die Möglichkeit, dass sie selbst zum Pflegefall werden könnte. Doch die Verkennung dieser durchaus realistischen Gefahr (rund 15% der 75-Jährigen zum Beispiel werden zum Pflegefall), kann vorhandenes Vermögen im Nu aufbrauchen. Es ist nicht schön in dieser Hinsicht vorzusorgen, weil es einem die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt – doch nötig ist es allemal.
Irrtum Nr. 7: Die Lebenserwartung
Die längere Lebenserwartung scheint in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen zu sein. Nicht nur für jüngere Generationen steigt die Lebenserwartung stetig, auch ältere Menschen können sich auf ein längeres Leben freuen. Ein Beispiel: Eine Frau im Alter von 50 Jahren zum Beispiel hat derzeit eine Restlebenserwartung von 36,1 Jahren, was heißt, sie wird ihren 86. Geburtstag erleben. Zugleich besteht aber eine 17-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sie 95 Jahre alt wird. Eine längere Lebenserwartung ist eigentlich etwas zur Freude – man muss nur früh gut vorgesorgt haben, um sich später auch daran erfreuen zu können.