Deutsche werden langsamer älter
| 5 Minuten Lesedauer
Die neuen HEUBECK-RICHTTAFELN 2018 G geben Aufschluss
Die neuen HEUBECK-RICHTTAFELN berücksichtigen neben den neuesten Statistiken der gesetzlichen Rentenversicherung und des Statistischen Bundesamtes auch erstmals sozioökonomische Faktoren, was insgesamt einen moderaten Anstieg der erforderlichen Pensionsrückstellungen zur Folge hat.
Relevant ist das Thema für alle Unternehmen, die in ihren Bilanzen Pensionsrückstellungen bilden oder sich eine betriebliche Altersversorgung einrichten (wollen).
Worum geht es?
Aus den neuen HEUBECK-RICHTTAFELN 2018 G geht auch hervor, dass Rentner*innen mit höheren Altersbezügen im Durchschnitt länger leben, was nach Daten der gesetzlichen Rentenversicherung zur Folge hat, dass höhere Renten auch länger zu zahlen sind.
Um den Unternehmen mit Pensionsverpflichtungen aktuelle biometrische Rechnungsgrundlagen liefern zu können, wurde in den neuen HEUBECK-RICHTTAFELN 2018 G ein pauschaler Abschlag auf die Sterbewahrscheinlichkeit berücksichtigt. Des Weiteren wurde die Invalidenwahrscheinlichkeit angepasst, da im Altersbereich ab 58 Jahren ein signifikanter Rückgang der Sterblichkeit von Invalidenrentnern zu beobachten war.
Seit dem Zensus 2011 liegen für die deutsche Bevölkerung zuverlässige Daten über deren Mortalität vor. Die Lebenserwartung steigt weiter an, allerdings immer langsamer.
Wie sich die Lebenserwartung zukünftig entwickelt, wird auf Grundlage der großen Volkszählungen 1987 und 2011 beurteilt. In diesem Zeitraum ist die Lebenserwartung bei 60jährigen pro Jahr im Durchschnitt um 2 Monate bei den Männern und um gut 2,5 Monate bei den Frauen angestiegen. Dieser Trend hat sich auf mittlerweile ca. einen Monat pro Jahr verlangsamt. Der Vorsprung, den die Frauen sich so in der Lebenserwartung aufgebaut haben, schrumpft damit wieder von einst 4,4 Jahren auf heute 3,7 Jahre.
Doch die Geschlechter gleichen sich auch in versicherungsmathematischen Grundwerten weiter an. So gibt es neben den gängigen Grundwerten für „Männer“ und „Frauen“ auch erstmal solche für „Unisex“, die besonders der geschlechtsunabhängigen Bewertung in den Bereichen Portabilität von Zusagen und Versorgungsausgleich dienen sollen.
Wie wirken sich die Richttafeln auf Unternehmen aus?
Die HEUBECK AG rechnet noch in dieser Bilanzsaison damit, dass das Bundesfinanzministerium die neuen HEUBECK-RICHTTAFELN 2018 G in einem BMF-Schreiben veröffentlichen und anerkennen wird. Wie sich die HEUBECK-RICHTTAFELN auf Unternehmen auswirken, ist insbesondere vom Mitarbeiterbestand und von der Mitarbeiterstruktur abhängig. So kann die durchschnittliche Lebenserwartung in Produktionsbetrieben wesentlich niedriger ausfallen, als beispielsweise in Verwaltungsunternehmen. „Der Effekt auf die Bewertung der Pensionsverpflichtungen hängt grundsätzlich von den spezifischen Mitarbeiterbeständen und -strukturen, sowie den jeweiligen Versorgungsregelungen der Unternehmen ab“, erklärt Aktuar Herrmann. „Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass der Rückstellungsbedarf nicht so gravierend ausfallen wird wie bei der vorangegangenen Umstellung auf die Richttafeln RT 2005 G.“
Bei höheren Lebenserwartungen seiner Mitarbeiter (gerade bei den Gut-Verdienern) muss das Unternehmen höhere Pensionsrückstellungen bilden, deren Anstieg in der Steuerbilanz zwischen moderaten 0,8% und 1,5% erwartet wird. Nach handelsrechtlichen und internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen ist der Einmaleffekt in der Handelsbilanz mit 1,5%-2,5% deutlich höher. Dabei spielen allerdings der Rechnungszins, die Gehaltsdynamik und die Mitarbeiterfluktuation eine entscheidende Rolle.
In der Steuerbilanz wird der Anpassungsaufwand über drei Jahre verteilt, während er in der Handelsbilanz sofort erfasst werden muss. Laut internationaler Rechnungslegung handelt es sich um einen annahmebedingten versicherungsmathematischen Verlust, der erfolgsneutral über das OCI im Eigenkapital erfasst wird.
https://www.heubeck.de/wp-content/uploads/2018/07/HI_RT_2018_G-1.pdf