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Welche Faktoren bei der Wahl von Vorsorgeprodukten relevant sind

| 6 Minuten Lesedauer

In einem Interview mit dem Branchen­magazin Pfeffer­minzia erklärt der Renten­experte Frank Genheimer, welche Faktoren bei Vorsorge­produkten tatsächlich relevant sind. Wir haben Ihnen die wichtigsten Aussagen dieses informativen Interviews zu Renten­faktor und Co. in einem schnellen Überblick zusammen­gefasst.

Der Rentenfaktor ist ein wichtiges Instrument zur Ermittlung der Leistung einer Renten­versicherung. Vor allem spielt er bei Produkten, die aufgrund ihrer unsichereren Anlage bei Vertrags­beginn keinen festen Renten­wert angeben können, eine große Rolle. Dazu zählen beispiels­weise fonds­gebundene Produkte oder Hybrid­produkte. Dabei agiert der Renten­faktor wie eine Art Wechsel­kurs, mit dessen Hilfe aus dem angesparten Kapital des Kunden bei Renten­beginn die lebens­lange monatliche Rente ermittelt wird. Er gibt an, wie hoch die vom Versicherer gezahlte monatliche Rente je 10.000 € ist. Beispiels­weise ergibt sich bei einem Renten­faktor von 30 und einem gebildeten Kapital von 40.000 € eine monatliche, lebenslange Rente von 120 €.  

Der garantierte Renten­faktor soll den Wunsch des Kunden erfüllen, möglichst genau zu wissen, wie hoch die Renten­auszahlungen im Alter sein werden. Mit dem kleinen, aber sehr bedeutenden Zusatz „garantiert“, gibt ein Unternehmen nicht nur eine Absichts­erklärung ab, sondern sichert dem Kunden die Höhe der Rente unein­geschränkt zu. Das sei eine erhebliche Leistung, da die Para­meter des Renten­faktors maßgeblich vom künftigen Rechnungs­zins abhängig und an die künftige Lebens­erwartung gebunden sind. Oft binden Unternehmen jedoch Klauseln in den Vertrag ein, um sich einen rechtlichen Weg zur Ver­ringerung des Renten­faktors offen zu halten.

Was passiert nun, wenn der Versicherer den Renten­faktor verringert?

Aus rechtlicher Sicht und wie in vielen Verträgen in Neben­klauseln festgehalten, ist dieser Schritt dem Versicherer erlaubt und wird beispiels­weise bei veränderter Lebens­erwartung durchgeführt. Selbst­verständlich ist diese Situation für den Verbraucher unliebsam, vor allem wenn dieser bei Vertrags­abschluss nicht ausführlich über dieses mögliche Vorgehen informiert wurde und sich somit unfair behandelt fühlt.

Abgesehen von dem Renten­faktor gibt es auch noch andere Elemente, die wichtig für die Berechnung der Renten­höhe sind, wie z.B.

  • die realistischen Performance-Chancen eines Tarifs
  • das Chancen-Risiko-Profil
  • Informationen zu weiteren Kosten

Welche Priorität die einzelnen Punkte haben, sollte bei der Auswahl des richtigen Tarifs in Betracht gezogen werden. Nicht zu vergessen ist auch die Flexibi­lität bezüglich der Verfüg­barkeit des Kapitals als auch die Wahl der Kapital­anlage. Der Renten­faktor ist ohne Zweifel das wichtigste Instrument zur Berechnung der Rente. Doch sollte man eben auch andere wichtige Faktoren nicht außer Acht lassen.

Der Renten­faktor birgt jedoch auch Nach­teile. Denn so simpel die Grund­idee des Renten­faktors ist, kann es in der Praxis zu Schwierig­keiten kommen. Denn unter­schiedliche Annahmen, unter­schiedliche Garantie­höhen und auch unter­schiedliche Bezugs­größen bei den Renten­faktoren können für Verwir­rungen sorgen und machen eine Vergleich­barkeit teils sehr schwierig. Oftmals wird bei Vorsorge­tarifen ein mehr­stufiges Verfahren angewendet: Bei Renten­beginn wird die garantierte Rente, die sich aus dem Garantie­betrag und dem garantierten Renten­faktor ergibt, mit der Rente verglichen, die sich aus dem gesamten Guthaben unter Anwendung eines Renten­faktors mit den zum Renten­beginn gültigen Annahmen ermittelt. Die höhere der beiden Renten wird ausgezahlt. Im Extrem­fall kann das aber bedeuten, dass eine weiter steigende Lebens­erwartung eine positive Perfor­mance der Kapital­anlage neutralisiert.

Bei der Produkt­auswahl steht der Renten­faktor im Zentrum der Entscheidung. Zum Ersten sollte man mit seinem Makler die Rechnungs­grundlagen Zins und Lebens­erwartung bei der Berechnung des Renten­faktors anschauen. Denn je vorsichtiger ein Unter­nehmen diese Annahmen wählt, desto niedriger fällt der Renten­faktor aus. Zweitens muss beachtet werden, ob der Renten­faktor garantiert wird. Dies kann dazu führen, dass ein Unternehmen mit weniger vorsichtigen Annahmen und einer 75-prozentigen Garantie des Renten­faktors am Ende eine höhere Garantie ausspricht als ein Unter­nehmen mit vorsichtig­eren Annahmen und einer 100-prozentigen Garantie.

Verbraucher sind auch gut beraten, wenn sie beachten auf welchen Teil des Guthabens - Beitrags­summe, Garantie, Ablauf­leistung – der Renten­faktor angewendet wird. Auch entscheidend bei der Wahl des Produkts kann die Verfüg­barkeit der Daten online sein, um dem Verbraucher einen trans­parenten und sicheren Service zu ermöglichen. Hier sieht Frank Gen­heimer noch einen gewaltigen Nachhol­bedarf bei deutschen Versicherern.

 

Quelle Pfefferminizia

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