Index-Policen – die ideale Mischung zwischen Sicherheit und der Chance auf größere Rendite?
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Indexpolicen werden oft als „Das-Beste-aus-beiden-Welten“ beschrieben. Auf der einen Seite bieten sie Anlegern eine große Sicherheit, da das angesparte Kapital nach unten vom Versicherer abgesichert wird. Auf der anderen Seite können Anleger direkt von guten Börsengängen profitieren, indem sie mit ihren Beiträgen an einem Börsenindex teilnehmen. Seitdem die Allianz die Index-Select-Police 2007 auf den Markt gebracht hat, die mittlerweile mehr als 400.000 Kunden versorgt, bieten nun auch Dutzende weiterer deutscher Versicherer Indexpolicen an.
Doch der Erfolg und die Begeisterung über die sicheren und dennoch vermeintlich chancenreichen Indexpolicen erfuhr einen gewaltigen Dämpfer, als die Verbraucherzentrale Hamburg vergangenen Juni die Index Select der Allianz als Mogelpackung brandmarkte und gegen den Versicherer wegen Irreführung Klage einreichte.
Der Vorwurf: keine wahre Partizipation am Börsenmarkt
Die Verbraucherschutzzentrale beklagt, dass den Anlegern nur vorgegaukelt würde, an der Entwicklung des Euro Stoxx 50 direkt zu partizipieren. In Wahrheit würde die Partizipation jedoch nicht etwa aus dem eingezahlten Geld des Versicherten stammen, sondern lediglich aus den Überschüssen der Allianz. Beim Versicherer weist man dagegen daraufhin, das auf diesen Umstand in der Kurzdarstellung der Police im Internet hinreichend informiert wird. Wer recht hat, wird nun ein Gericht entscheiden.
Der Stein ist im Rollen: Grundsatzdebatte über die Renditechancen von Indexpolicen
Die Vorwürfe der Verbraucherschutzzentrale haben bei Kunden eine generelle Auseinandersetzung mit den Vorzügen von Index-Policen in Gang gesetzt und geben Anlass dazu, sich ihre Funktionsweise nochmal genau unter die Lupe zu nehmen:
Die Sparbeiträge der Kunden fließen in das Vermögen des Versicherers, wobei entgegen einer klassischen Lebensversicherung kein Garantiezins erteilt wird. Das Worst-Case-Szenario wäre also den eingezahlten Betrag am Ende der Vertragslaufzeit zurückzubekommen. Die Renditechancen hingegen werden mit den Beiträgen der Versicherer am Kapitalmarkt erwirtschaftet. Diese Überschüsse können Kunden dann in eine Indexbeteiligung investieren oder sich für einen festgelegten Zins entscheiden, wobei viele Versicherer auch eine Kombination aus beiden Varianten ermöglichen. Entscheidet sich der Kunde für die Option Indexbeteiligung, kaufen die Versicherer die Indexanteile allerdings nicht direkt ein, sondern lediglich Indexoptionen – zumeist in Form von Finanzderivaten. Darüber wird dann die Indexbeteiligung abgebildet.
Begrenzte Rendite durch Cap und Quote
Die Versicherer legen jährlich einen sogenannten Cap fest, eine Obergrenze der Rendite. Das Prinzip von Index-Policen sieht vor, dass die Rendite des gesamten Jahres sich aus den monatlich addierten Indexergebnissen zusammensetzt. In dem Fall, dass der Index jedoch negativ ist, erleidet der Kunde keine Verluste. Auf der anderen Seite werden seine Gewinnen vom Versicherer gedeckelt, um eventuelle Verluste auszubalancieren.
Eine andere Variante stellt die Partizipationsrate (oder auch Indexquote) dar, wie sie bspw. der Volkswohl Bund verwendet. Hier folgt man diesem Prinzip: Bei einer Quote von beispielsweise 70 Prozent profitiert auch der Kunde von jeder positiven Performance zu 70 Prozent.
Kritische Stimmen beklagen, dass die Produkte eine Indexbeteiligung versprächen, doch über Cap oder Partizipationsquote diese Erwartungen wieder revidiert würden.
Problematisch sein zudem auch die Komplexität der Produkte. Am häufigsten arbeiten Anbieter von Indexpolicen mit dem Euro Stoxx 50 zusammen oder anderen bekannten Indices wie dem DAX oder dem Schweizer SMI. Doch die maßgebliche Jahresrendite sei sowohl für Kunden als auch für Makler unterjährig oftmals schwer nachvollziehbar. Für viele stellt diese Komplexität einen großen und gerechtfertigten Kritikpunkt dar.
Die Zukunft der Index-Policen
Unabhängig vom ausstehenden Gerichtsurteil der Allianz, welches das Vertrauen von Kunden in Index-Policen zweifelsohne stark beeinflussen wird, wird es für Versicherer in Zukunft nicht zuletzt wegen des niedrigen Zinsniveaus immer schwerer werden, die Akzeptanz ihrer Produkte aufrecht zu erhalten: denn die Überschussbeteiligung wird weiter sinken und damit die Cap oder Partizipationsquote, die die Versicherer mit Hinblick auf Zinsniveau, Volatilität, Dividenden etc. selbst festsetzen.
Um solchen Probleme zu entgehen und dem Kunden das Geschäft mit Index-Policen attraktiver zu machen, versuchen manche Versicherer wie der Volkswohl Bund mit der Indexpolice Klassik moderne Produkte deutlich transparenter zu gestalten und klar verständlich zu vermitteln. Dennoch, so scheint es, bleiben viele Stimmen Index-Policen kritisch gegenüber. Mit dem Gerichtsurteil der Allianz wird man sehen, ob sich diese dann in Deutschland mehren werden und wie sich die Beliebtheit dieser Anlageform entwickeln wird.