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Index-Policen – die ideale Mischung zwischen Sicherheit und der Chance auf größere Rendite?

| 7 Minuten Lesedauer

Index­policen werden oft als „Das-Beste-aus-beiden-Welten“ beschrieben. Auf der einen Seite bieten sie Anle­gern eine große Sicherheit, da das ange­sparte Kapital nach unten vom Versicherer abge­sichert wird. Auf der anderen Seite können Anleger direkt von guten Börsen­gängen profitieren, indem sie mit ihren Bei­trägen an einem Börsen­index teil­nehmen. Seitdem die Allianz die Index-Select-Police 2007 auf den Markt gebracht hat, die mittler­weile mehr als 400.000 Kunden versorgt, bieten nun auch Dutzende weiterer deutscher Versicherer Index­policen an. 

Doch der Erfolg und die Begei­sterung über die sicheren und dennoch vermeintlich chancen­reichen Index­policen erfuhr einen gewaltigen Dämpfer, als die Verbraucher­zentrale Hamburg vergangenen Juni die Index Select der Allianz als Mogel­packung brand­markte und gegen den Versicherer wegen Irre­führung Klage einreichte.

Der Vorwurf: keine wahre Partizipation am Börsenmarkt

Die Verbraucher­schutz­zentrale beklagt, dass den Anlegern nur vor­gegaukelt würde, an der Ent­wicklung des Euro Stoxx 50 direkt zu partizi­pieren. In Wahrheit würde die Parti­zipation jedoch nicht etwa aus dem einge­zahlten Geld des Versicherten stammen, sondern lediglich aus den Über­schüssen der Allianz. Beim Versicherer weist man dagegen daraufhin, das auf diesen Umstand in der Kurz­darstellung der Police im Internet hin­reichend informiert wird. Wer recht hat, wird nun ein Gericht entscheiden.

Der Stein ist im Rollen: Grund­satz­debatte über die Rendite­chancen von Index­policen

Die Vorwürfe der Verbraucher­schutz­zentrale haben bei Kunden eine generelle Ausein­ander­setzung mit den Vorzügen von Index-Policen in Gang gesetzt und geben Anlass dazu, sich ihre Funktions­weise nochmal genau unter die Lupe zu nehmen:

Die Spar­beiträge der Kunden fließen in das Vermögen des Versicherers, wobei entgegen einer klassischen Lebens­versicherung kein Garantie­zins erteilt wird. Das Worst-Case-Szenario wäre also den ein­gezahlten Betrag am Ende der Vertrags­laufzeit zurück­zubekommen. Die Rendite­chancen hingegen werden mit den Beiträgen der Versicherer am Kapital­markt erwirtschaftet. Diese Über­schüsse können Kunden dann in eine Index­beteiligung investieren oder sich für einen fest­gelegten Zins entscheiden, wobei viele Versicherer auch eine Kombi­nation aus beiden Varianten ermöglichen. Entscheidet sich der Kunde für die Option Index­beteiligung, kaufen die Versicherer die Index­anteile allerdings nicht direkt ein, sondern lediglich Index­optionen – zumeist in Form von Finanz­derivaten. Darüber wird dann die Index­beteiligung abgebildet.

Begrenzte Rendite durch Cap und Quote

Die Versicherer legen jährlich einen sogenannten Cap fest, eine Ober­grenze der Rendite. Das Prinzip von Index-Policen sieht vor, dass die Rendite des gesamten Jahres sich aus den monatlich addierten Index­ergebnissen zusammen­setzt. In dem Fall, dass der Index jedoch negativ ist, erleidet der Kunde keine Verluste. Auf der anderen Seite werden seine Gewinnen vom Versicherer gedeckelt, um eventuelle Verluste auszu­balancieren.

Eine andere Variante stellt die Partizipations­rate (oder auch Index­quote) dar, wie sie bspw. der Volkswohl Bund verwendet. Hier folgt man diesem Prinzip: Bei einer Quote von beispiels­weise 70 Prozent profitiert auch der Kunde von jeder positiven Perfor­mance zu 70 Prozent.

Kritische Stimmen beklagen, dass die Produkte eine Index­beteiligung versprächen, doch über Cap oder Partizipations­quote diese Erwartungen wieder revidiert würden.

Problematisch sein zudem auch die Komplexität der Produkte. Am häufigsten arbeiten Anbieter von Index­policen mit dem Euro Stoxx 50 zusammen oder anderen bekannten Indices wie dem DAX oder dem Schweizer SMI. Doch die maß­gebliche Jahres­rendite sei sowohl für Kunden als auch für Makler unterjährig oftmals schwer nach­vollziehbar. Für viele stellt diese Komplexität einen großen und gerecht­fertigten Kritik­punkt dar.

Die Zukunft der Index-Policen

Unab­hängig vom ausstehenden Gerichts­urteil der Allianz, welches das Vertrauen von Kunden in Index-Policen zweifels­ohne stark beeinflussen wird, wird es für Versicherer in Zukunft nicht zuletzt wegen des niedrigen Zins­niveaus immer schwerer werden, die Akzeptanz ihrer Produkte aufrecht zu erhalten: denn die Überschuss­beteiligung wird weiter sinken und damit die Cap oder Partizipations­quote, die die Versicherer mit Hinblick auf Zinsniveau, Volatilität, Dividenden etc. selbst festsetzen.

Um solchen Probleme zu entgehen und dem Kunden das Geschäft mit Index-Policen attraktiver zu machen, versuchen manche Versicherer wie der Volkswohl Bund mit der Index­police Klassik moderne Produkte deutlich trans­parenter zu gestalten und klar verständlich zu vermitteln. Dennoch, so scheint es, bleiben viele Stimmen Index-Policen kritisch gegenüber. Mit dem Gerichts­urteil der Allianz wird man sehen, ob sich diese dann in Deutschland mehren werden und wie sich die Beliebt­heit dieser Anlage­form ent­wickeln wird.

 

Pfefferminzia.de, 04.09.2017

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